Ein Bus fährt durch London – mit Werbung für die Absage an den Glauben. Wie ein Konzert, das man absagt mit den Worten „Der Kapellmeister liegt mit Grippe darnieder und leider hat sich kein Ersatz gefunden auf die Schnelle.”
Initiatorin der Werbeaktion ist eine junge britische Atheistin. „Es gibt wahrscheinlich keinen Gott” steht auf dem Bus. Der Slogan auf dem Bus geht denn auch weiter:”Hört auf, euch Sorgen zu machen und freut euch des Lebens.”
Die Betonung liegt auf dem Wörtchen “wahrscheinlich”. Da wird wohl jemand nachgerechnet haben, wie die Aktien für Gott stehen. Und ist zu dem Ergebnis gekommen, es spreche mehr gegen ihn als für ihn.
Ein Bus ist ein Vehikel, ein Transportgerät – und mittels dieses auffälligen Vehikels kam die Botschaft in London unter die Leute. Die junge britische Atheistin hätte denn auch nie gedacht, dass ihre Aktion so einschlagen würde. Viele haben sich ereifert. Viele haben sogar gegeifert.
Christen sollten tolerant sein. Sie wissen doch woran sie glauben – an die Liebe, daran, zu etwas Gutem berufen zu sein, und dass sie sich kümmern sollten um die Welt. Gerechtigkeit, Frieden, Bewahrung der Schöpfung – das können auch andere, doch Christen machen da mit.
In der Geschichte vom Einzug Jesu in Jerusalem spielt auch ein Vehikel eine Rolle: der berühmte Esel, der da angebunden ist in einem der Vorstadtweiler. Jesus braucht ihn. Die Jünger fragen den Besitzer. Er gibt ihn frei. Jesus setzt sich drauf und reitet. Und als er durch das Stadttor hereinkommt, begreift die Menge in Jerusalem: das ist der neue David.
Nun muss man hinzufügen: David war nicht irgendein Eselreiter. David war König in Israel – noch genauer – David war der König schlechthin.
Am Kyffhäuser kann man besichtigen wie das ist mit Mythen. Da wurde zur preußischen Kaiserzeit ein riesiges Denkmal gebaut: zu Ehren des großen Barbarossa. Die Legende geht, er werde eines Tages wiederkommen und das Reich zu neuem Glanz führen. Barbarossa ist noch nicht wiedergekommen.
Aber dem neuen David, Jesus, legt man Palmzweige zu Füßen. Reitend auf einem Esel nimmt er den Jubel der Menge entgegen. Im Grunde kann man dieses nur als Zeichen verstehen. Ich deute es für mich so: Jesus überrennt mich nicht. Er will nicht meinen Glauben mit der Übermacht aller Argumente stählen, sondern mir sagen: Ich komme in einer gewissen Niedrigkeit in die Welt. Ich mache mich bewusst klein, damit die Menschen nicht aus Zwang an mich glauben, sondern wenn sie ganz von alleine überzeugt sind.
Was hatte die Sonne, die man mal als Gottheit verehrte, davon, dass sie jeden Tag sichtbar ist? Irgendwann haben die Menschen verstanden, was es mit dieser “Leuchte” auf sich hat. Sie haben sie ad acta gelegt und sich anderen Dingen zugewandt. Glaube aber bedeutet, dass das Geheimnis göttlicher Existenz gewahrt bleibt. Gott will nicht auf dem Markt präsentiert werden, sondern im stillen Kämmerlein zu Besuch kommen.
Das ist der innere Grund, warum Christen nicht auf die Busreklame in London mit argumentativen Kanonen schießen sollten. Kann man Gott beweisen? Sollte man es denn? Im Evangelium vom Sonntag Palmarum kommt ein friedlicher, liebevoller Mann auf einem Esel in seine Stadt geritten. Glauben ist ein Ding der leisen Töne, der Wahrung des Geheimnisses. Gott will einfach kein Tamtam.
Wie sagte Paulus Jahrzehnte nach Jesus: Das ist doch der Skandal, dass Gott sich in einem gekreuzigten Menschen offenbart hat und nicht in einem Helden. Darüber sollte man mal nachdenken.